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Die Hexen der Nacht
 
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 STORY: Mord im Archi

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STORY: Mord im Archi Empty
BeitragThema: STORY: Mord im Archi   STORY: Mord im Archi EmptyDo Jan 27, 2011 4:36 am

Prolog
Alles passierte an einem warmen Sommermittwoch, zwei Wochen vor den Ferien.
Mit bester Laune trat ich Anfang der zweiten Pause mit meinen Freundinnen Lerche, Kathi, Elli, Maite und Birte auf den sonnenbeschienen Schulhof. Wir waren auf der Rückseite des Haupthofes, vor uns waren die Turnhallen, rechts von uns lag der Park mit dem Sportplatz und links von uns ging es zum Parkplatz.
»Ich liebe den Sommer!«, seufzte ich und streckte der Sonne mein Gesicht entgegen.
»Garantiert.«, Lerche wirkte unbegeistert, »Du liebst doch nur dich.« Lara war einen halben Kopf kleiner als ich, schlank mit langen blonden Haaren und blaugrauen Augen. Sie trug immer coole Klamotten und hatte eine unauffällige silberne Brille.
»Jaah!«, ich grinste und nickte fröhlich.
»Oaarh!«, stieß Kathi aus und titschte sich mit der flachen Hand vor die Stirn und verdrehte die Augen. Katharina war klein und ein wenig pummelig. Sie trug supermoderne Klamotten und hatte glatte, kurze, braune Haare.
»Ach, reg dich doch ab!«, winkte ich gelassen ab.
»Ja, genau. Nur weil Katha das wahnsinnigste Wesen auf der Erde ist, musst du dich nicht aufregen!«, Elli grinste mich frech an. Elisa war fast so groß wie Lerche, war auch schlank. Sie trug sportliche Klamotten und ihre dunklen wilden Locken waren kaum zu bändigen. In ihren braunen Augen glitzerte es immer frech.
Ich nickte eifrig. »Eindeutig! Niemand ist wahnsinniger als ich!«, meinte ich und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
»Da hast du echt mal wieder vollkommen recht!«, Maite hakte sich fröhlich bei mir unter. Maite war ein bisschen größer als Kathi, dünn, mit braunen Locken und sommersprossigem Gesicht. Ihre Klamotten schwankten zwischen selbstbewusst und modern.
Ich warf, nicht ohne gewisse Einbildung, meine braunen Haare zurück. »Tja, wann hab ich mal nicht Recht?«, fragte ich spaßhaft.
»Ziemlich oft«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und blickte Leon, einem guten Freund von mir und gleichzeitig noch ein bisschen mein Schwarm, ins Gesicht. Er war noch größer als ich, fast 1,80 schätzungsweise, und hatte blondes Wuschelhaar. Er war dünn und trug coole Klamotten, die fast ins Schrille gingen.
»Danke, ich mag dich auch!«, ich grinste zu ihm hoch. Er war einer der wenigen in meinem Jahrgang, zu dem ich von der Größe her aufblicken musste. Leon und Marek – Leons Schatten – hingen seit ein paar Wochen immer mit uns ab. Marek war nicht ganz so klasse, aber Leon mochte ich richtig gern. Marek war eigentlich ein kleinerer, dünnerer Leon. Er war etwas kleiner als ich, aber noch größer als Lerche und Elli. Seine dunkelblonden Haare standen stachelig unter der Kappe ab und seine Klamotten waren schrill. Nicht nur fast.
»Cool!«, Leon umarmte mich kurz zur Begrüßung.
»Mann!«, unterbrach Marek den schönen Moment, »Warum haltet ihr nicht gleich Händchen? Ich mein, es sieht doch jeder, dass ihr total geil auf einander seid!«
Ich seufzte innerlich, weil ich diese überdirekte Art von Marek hasste. Doch seine Idee fand ich nicht schlecht. »Gar keine schlechte Idee.«, fanden Leon und ich wie aus einem Mund. Wir blinzelten uns an und lachten. Dann verschränkte ich meine Finger mit seinen.
»Gehen wir rum?«, fragte Birte, als wir die Bänke erreichten. Birte war Maites Zwillingsschwester - die Ältere, womit sie so gern angab - und war nur ein bisschen größer als Maite. Sie hatte im Gegensatz zu ihrer Schwester ein eher rundes Gesicht, war aber noch dünner. Ihr Haar war kürzer und etwas dunkler, doch die Haut war gleich sommersprossig und auch die Augen hatten die gleiche Farbe. Sie trug selbstbewusste Klamotten, die nicht unbedingt den aktuellen Trends angepasst waren.
»Ja, klar!«, ich nickte begeistert.
Die anderen kamen natürlich auch mit.
Wir gingen los. Plötzlich fragte Maite: »Ist euch aufgefallen, wie still es ist?«
Ich lauschte. Keine Vögel zwitscherten, kein Wind raschelte in den Bäumen. Die Stimmen der anderen Schüler waren gedämpft, leise. Alles war irgendwie angespannt. Ich klammerte mich etwas fester an Leons Hand. Auch er hielt meine Hand fester, als es für gewöhnlich so war.
Wir erreichen den Direktorengarten, der an der von den Bänken aus gesehenen rechten Sportplatzkurve lag. Da deutete Marek in das kleine Waldstück. Sein Mund klappte auf und zu und alle Farbe wich aus seinem eh schon blassen Gesicht.
Birte folgte seinem Blick. Sie wurde ebenso blass und stieß einen schrillen, markerschütternden Schrei aus. So einen, der einem durch Mark und Bein fuhr und der widerhallte, auch wenn wir nicht in einer Höhle waren. Ich würde diesen Schrei nie vergessen.
»Oh. Mein. Gott!«, stieß Lara aus.
Im Laub lag, mit zerrissenen Klamotten, ein Mädchen. Ihre Augen starrten blicklos ins Leere, ihre roten Haare waren zerzaust, aus dem Mundwinkel ihrer leicht geöffneten Lippen rann Blut. Die Würgemale an ihrem Hals, von einem Strick oder einem Stoffseil, waren noch ganz frisch, kaum angelaufen. Auch, wenn ihre Haut recht braun war, war sie doch blass. Verdammt, sie war tot.
In meinem Kopf schaltete sich alles aus. Ich musste mich zuerst mal wieder wachrütteln: was musste gemacht werden? Alle zogen sich zurück. Pures Entsetzen und wahnsinnige Angst standen in den Gesichtern meiner Freunde. Auch Leon wollte mich mit zurückziehen. Doch ich schüttelte mit ernstem, undurchsichtigem Gesicht den Kopf. Ich wusste nicht, was in mich gefahren war.
»Leon und Maite, ihr lauft hoch und holt Vierer und die Polizei. Marek und Birte, weg hier. Ruht euch aus. Kathi, kümmer´ dich um die beiden. Lara, Elli, haltet die Leute hier weg!«, befahl ich hart. Ich selber ging langsam zu dem Mädchen und schloss ihr die Augen. Meine Finger berührten die etwas kühle Haut nur leicht. Aber sie zitterten nicht. Ich wusste nicht, woher ich diese Selbstbeherrschung hatte.
Dann hielten wir die anderen Schüler von der Leiche weg, bis Viererer kam. Es war schwer, denn durch den Schrei von Birte waren die anderen auf uns aufmerksam geworden.
»Hast du Leon und Maite geschickt?«, fragte er mich sofort. Vierer war ein großer, schlanker, athletischer Mann Mitte fünfzig, mit brauner Haut, eleganten Klamotten und kurzem silbergrauem Haar. Auf seiner Nase saß eine schlichte Halbmondbrille.
»Ja, hab ich.«, ich nickte ernst.
»Gut gemacht, Katharina. Jetzt geh mit deinen Freunden hoch in Sekretariat und lass dich abholen.«, sagte Vierer.
»Aber …«, begann ich.
»Kein Aber. Hoch und abholen lassen!«, befahl Vierer. Sein Ton duldete keinen Widerspruch.

So ist es also passiert, dass ein wunderschöner Sommertag von einem Traum in einen Albtraum verwandelt wurde. In einen Albtraum, der uns verfolgen würde bis in unser Erwachsenenleben. Doch in dem Moment wusste ich noch nicht, dass alles noch schlimmer werden könnte.
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STORY: Mord im Archi Empty
BeitragThema: Re: STORY: Mord im Archi   STORY: Mord im Archi EmptyDo Jan 27, 2011 4:36 am

Kapitel Eins
Acht Wochen später ist alles, was an diesem Tag vorgefallen ist, vergessen oder zumindest in Schatten gerückt. Leon und ich sind auseinander, wir hängen nicht mehr mit ihm und Marek ab und der noch immer ungeklärte Tod des Mädchens, das jetzt in die Elf gehen würde, ist nur noch ein dunkler Fleck in der Geschichte der Schule. Es gab ja während der ganzen Zeit keinen weiteren Mord in Soest und Umgebung. Nur diesen einen. Es war für die Polizei ein Rätsel, und nachdem sie nichts fanden, wurde der Fall zu den vielen ungeklärten Fällen hinzugelegt. Das arme Mädchen. Sie würde einfach so in Vergessenheit geraten.

Am ersten Schultag nach den Ferien suchten wir, meine Mädels und ich, unseren neuen Klassenraum. OK, eigentlich standen wir nur mit dem Rest unserer Klasse vor unserem alten Klassenraum, so wurde das immer gemacht, wenn man einen neuen Klassenlehrer bekam.
»Was glaubt ihr, wen wir kriegen?«, fragte Kathi.
»Keine Ahnung.«, gab Elli zu.
»Vielleicht einen von den neuen Lehrern.«, schlug ich vor.
»Wahrscheinlich. Von denen, die schon länger am Archi sind, will uns ja keiner mehr haben!«, Mimmi kicherte.
»Stimmt auch wieder.«, gab Birte ihr Recht.
Wir anderen nickten wohl wissend.
Plötzlich riss Rapha die Augen auf. »Mein Gott!«, stieß sie aus und deutete auf eine Stelle hinter meinem Rücken.
Ich drehte mich um – und musste mich beherrschen, dass mir nicht die Kinnlade runterklappte. »Ich glaub, mich tritt ein Pferd!«, stieß ich aus und krallte mich in Lerches Arm. Über den Flur kam ein großgewachsener Mann auf uns zu. Er trug einen engen, dunklen Pulli, unter dem sich Muskeln abhoben, modische ausgewaschene Fetzenjeans und schwarze Basketballsneaker von Nike. Seine Schultasche war eine coole Umhängetasche von keine Ahnung welchem Hersteller. Seine dunkelblonden Haare waren cool gegelt. Das einzige, was mich nicht an ein männliches Topmodel erinnerte, waren seine Augen. Sie waren grau, hellgrau, wie Nebel. Das wäre ja nicht schlimm, aber sie waren kalt. Geradezu gefühllos. Das blieben sie auch als er der Klasse ein Topmodel-Grinsen schenkte und fragte: »Seid ihr die 8D, die früher Frau Derek als Klassenlehrerin hatte?«
In dem Moment wurde ich von Lerche in die Seite gestoßen. »He, guck mal hinter den Lehrer!«, forderte sie mich auf.
Und wieder kämpfte ich mit meiner Kinnlade. »Double Chocolate Chip Cookies!«, flüsterte ich begeistert. Hinter dem süßen Sonnenschein von einem Lehrer standen zwei Jungs. Der eine war etwa so groß wie ich, hatte dunkelbraune Haare mit leichtem Rotschimmer und grüne, nervös umherschwirrende Augen – der passte gut in Lerches "Beuteschema", so weit ich das wusste. Ich fand ihn auch nicht hässlich, aber naja. Der Andere, der ungefähr einen Kopf größer war als ich, hatte recht kurze mittelblonde, iro-ähnlich-gegelte Haare mit helleren Spitzen und schwarzbraune Augen. Das war wirklich ein Double Chocolate Chip Cookie – einfach perfekt für mich. Auch mit der dunkelgrauen Röhre, die ein bisschen tiefer als normal saß, und dem violetten Printshirt – das war doch einfach nur klasse!
Reflexartig zog spannte ich die Bauchmuskeln an, als der Blick des Großen auf mich fiel, und zog damit den Bauch ein. Eigentlich musste ich das ja nicht mehr. Immerhin war ich lange nicht mehr dick. Die anderthalb Kilo, die mir noch zum Idealgewicht fehlten, waren doch wohl nicht erwähnenswert!
Laras Blick war verträumt, als sie das Lächeln vom Dunkelhaarigen erwiderte, fiel mir aus den Augenwinkeln heraus auf. Mein Blick wurde ja noch immer von dem des Großen gefesselt. Was hatte er nur für Augen! Dann, als alle in den alten neuen Klassenraum strömten, drehte ich mich einfach um, den neugierig-ausdruckslosen Blick des Boys noch immer vor meinen Augen.
Ich schnappte mir mit den Mädchen den einzigen Achtertisch. Lerche und ich waren uns da mal wieder einig – die Jungs würden wir uns schnappen!
»Also, Leute, wenn ihr mir mal kurz zuhören könntet! Danach könnt ihr dann auch alles auspacken!«, Sonnenschein – ein überaus passender Name für den neuen Lehrer, wenn man mich fragen würde – hatte eine angenehm dunkle Stimme, die laut genug war, um unsere für gewöhnlich überlaute Geräuschkulisse, für die wir gleichzeitig bekannt und verhasst sind, gesenkt zu halten.
Es war bis auf minimales Papierrascheln total still, als alle gespannt auf den Lehrer starrten.
»Also, ich heiße Tom Becker, ich werde bei euch Sport und Englisch unterrichten. Ich möchte, dass – NICHOLAS!!!« Alle Blicke flogen zu Nicholas, der Klassennervensäge, der gerade dabei war, vier Papierflieger gleichzeitig zu werfen. Maite und Elli fingen an zu lachen.
»Nicholas kennt wirklich jeder.«, stellte Kathi trocken und unbegeistert fest.
»Eindeutig!«, stimmte Lerche zu. Wir drei sahen uns an – und fingen an, ungehalten zu kichern.
»Wenn ihr euch dann wieder beruhigt habt …«, Becker warf ungerührt die Papierflieger in den Müll. »Also, Frau Derek war so gut, und hat mir von jedem von euch mitsamt Foto und Name eine Charakterbeschreibung gegeben, sodass ich über jeden von euch Bescheid weiß. Ich habe deswegen die Tische so gestellt, dass ihr mit euren Freunden an einem Tisch sitzen könnt. Dafür erwarte ich allerdings, dass es hier immer, auch in dem Unterricht bei den anderen Lehrern, ruhig bleibt.« Sein eisiger Blick wanderte einmal durch die Klasse, dann blieb er an Lerche und mir hängen. »Gut, OK, da haben sich ja direkt die richtigen an den Achtertisch gesetzt! Ich hab mich entschieden, unsere beiden neuen Schüler«, er deutete auf die Jungs, »euch anzuvertrauen. Helft ihnen, sich zurechtzufinden, Katharina und Lara, und zeigt ihnen alles.«
»Uuh!«, machten Heiko, Lenni und Tobi in der Pause, die Becker einlegte. Die anderen kicherten.
»So, und wo wir gerade bei den beiden neuen wären: stellt ihr euch mal bitte vor?“, Becker trat zurück, dafür machte der große einen Schritt nach vorn.
»Tja, ich heiße Kevin McReve und bin 14 Jahre alt. Meine Hobbies sind skaten und Fußball spielen. Ich wurde in Schottland geboren, bin aber in Duisburg aufgewachsen. Meine Familie ist hierher gezogen, weil mein Dad hierher versetzt wurde.«, erzählte Kevin selbstbewusst. Seine Stimme war überentwickelt und er hatte einen leichten englischen Akzent. Einen ganz leichten. Und - verdammt, daran konnte man sich gewöhnen.
Er gefiel mir immer besser.
»OK, dann kannst du dich dort auf einen der freien Plätze setzen!«, forderte Becker Kevin auf. Der blickte grinsend zu mir und setzte sich dann neben mich.
»Hi!«, sagte ich leise zu ihm, »Ich bin Katha!«
»Katha?«, fragte Kevin mit einer erhobenen Augenbraue und musterte mich prüfend, »Das klingt wie ein Kampfhund. Passt gar nicht zu dir, wenn du mich fragst.«
Fast hätte ich ihm vor den Kopf geworfen: »Dich fragt aber niemand!« Aber Birte kam mir zuvor: »Doch, das passt perfekt. Du kennst sie nur nicht!«
Kevins Blick auf die Gegend unterhalb meines Halses, die nur spärlich von einem engen, tief ausgeschnittenen, roten Longshirt verdeckt wurde, zeigte mir, dass er seiner Meinung nach schon genug von mir kannte.
»So, wenn ihr dann bitte noch mal leise sein könntet?!«, Becker sah uns streng an. Wir verstummten, nur Maite und Elli flüstern weiter. Das schien den Lehrer aber nicht groß zu stören. Dann blickte Becker zu dem Dunkelhaarigen, der angespannt allein vorn stand. »Felix?!«, forderte der Lehrer ihn auf.
»Äh … ja … öhm … ich heiße Felix. Felix Lerchenbusch. Ähm … ich bin 14 und komme wie Kev aus … aus Duisburg. Naja … meine Hobbies … ich spiele Fußball … und … äh … ich bin gern … ich bin gern draußen. Also, unterwegs.«, er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Um seine Nase glänzte es ein bisschen.
»Dann kannst du dich jetzt dahin setzen!«, Becker deutete auf den freien Platz neben Lara. Felix flüchtete schier an unseren Tisch.
Dann bekamen wir die Stundenpläne. Beziehungsweise mussten unseren von der Tafel abschreiben. Als Kevin damit fertig war, wanderte sein Arm langsam über meine Stuhllehne. Mir wurde mulmig. Also stieß ich ihn weg.
»Was denn?«, fragte Kevin gereizt.
»Du bist vielleicht nicht mein Freund?!«, erinnerte ich ihn giftig. Er war ja so unverschämt!
»Das wollte ich grad ändern!«, fuhr er mich an.
Dann sollte er das gefälligst tun, wenn er darauf so scharf war! »Vielleicht will ich das ja gar nicht?!«, ich schenkte ihm einen giftigen Blick.
Diesen erwiderte er feurig. »Dann bist du eine hirnlose Zicke!«, stellte er klar.
»Du bist echt ganz schön eingebildet.«, murmelte ich leise, bevor ich die Arme vor der Brust verschränkte und mich genervt im Stuhl zurücklehnte. Wenn er tatsächlich glaubte, dass ich ihm sofort verfallen … gut, OK, ich war ihm schon verfallen. Aber das musste ja nun wirklich nicht jeder wissen. Vor allem nicht dieses eingebildete Arsch, das jetzt gerade neben mir saß.
Das nächste, was ich zu Kevin sagte, als er wieder versuchte, mit mir zu diskutieren, war eigentlich komplett gegensätzlich zu meinen Gedanken. »Wenn du kleines mieses Arschloch mich nicht auf der Stelle in Ruhe lässt, dann kriegen wir zwei beiden ziemlichen Ärger.«, sagte ich. Das dachte ich: wenn du furchtbar heißes Etwas mich nicht sofort küsst, kann ich mich nicht mehr lang beherrschen! Ziemlich gegensätzlich, was?
»Was für Ärger?«, fragte Kevin, um mir den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ich reagierte nicht darauf und ignorierte ihn. Er war so … so … ach, keine Ahnung. Er war dümmer als er aussah. Ärger – das bedeutete, ich wollte ihm eine knallen. Und ich machte inzwischen knapp zwei Monate Krafttraining und war nicht die Schwächste. Also, so manch anderer Macho, den ich bis jetzt gekannt hatte, war einfacher zu handhaben als Kevin.
»He, ich rede mit dir!«, zischte Kevin, »Du sollst mit mir reden hab ich gesagt!«
Ich ächzte genervt: »Lass mich doch einfach in Ruhe!«
»Aber du solltest mir doch helfen!«, jetzt war die kleine Nervensäge auch noch beleidigt!
»Ja, mein Gott, werd ich doch!«, ich verdrehte die Augen, »Aber deswegen muss ich doch nicht immer mit dir reden! Und deswegen müssen wir auch keine Freunde werden oder gar zusammenkommen.« Nicht, dass ich generell was dagegen hatte. Aber ich wollte Kevin erstmal richtig kennen lernen. Nicht, dass ich schon wieder so eine Zwei-Wochen-Niete hatte wie mit Leon.
»Versuchen wir es doch mal mit einander.«, bat Kevin lieb.
»Hmmh … OK … aber erstmal nur als Freunde oder Bekannte oder wie du das nennen möchtest.«, gab ich ihm eine Chance.
»Cool!«, Kevin grinste, wobei seine Augen warm aufleuchteten. Dann wurde er wieder cool wie vorher – lümmelte sich lässig auf den Stuhl, nachdem er vorher die Hose noch zurechtgezupft hatte, und blickte nach vorn zu Becker, der hinterm Pult saß und mit ausdruckslos-kaltem Blick über das allgemeine Gerede wachte. Kein Wort kam mehr von dem nicht unattraktiven Jungen. Zum Glück, konnte ich endlich in Ruhe meinen Gedanken nachhängen. Ich begann, wieder mal einen Spruch in meinen Collegeblock zu zeichnen.
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STORY: Mord im Archi Empty
BeitragThema: Re: STORY: Mord im Archi   STORY: Mord im Archi EmptyDo Jan 27, 2011 4:37 am

Kapitel Zwei
Ich trat auf den hinteren Schulhof, mit miserabler Laune. Seit zwei Tage wurde ich Kevin nun schon nicht mehr los. Nicht nur, dass wir nebeneinander saßen, den gleichen Differenzierungskurs belegten, ich seine Betreuerin war und wir im gleichen Ort wohnten, nein! Natürlich musste ich natürlich auch noch die ganze Zeit an den Mistkerl denken. Das trieb mich zur Weißglut. Gerade weil Kevin ein egoistischer, eingebildeter Macho war, der dabei aber noch was im Kopf hatte. Lerche hatte mit Felix einen Glückstreffer gelandet – die beiden passten echt super zusammen! Aber Kev war echt die totale Niete.
»He, Katha, was ist denn los?«, fragte Birte.
»Nichts.«, murrte ich lustlos.
»Dafür schaust du aber ganz schön finster drein!«, fand Felix.
»Bestimmt mal wieder eine von ihren Jungsgeschichten.«, winkte Kathi ab. Wie recht sie damit doch hatte.
Ich schenkte ihr einen finsteren Blick und Felix fuhr ich ungewollt scharf an: »Na und? Was geht das dich an?!«
»Katha!“, rief Lerche, »Reg dich doch mal ab!« Sie schob sich zwischen Felix und mich.
»Ich reg mich doch gar nicht auf!«, herrschte ich sie an. »Ich hab heute nur mal miserable Laune. So schlimm?!« Ich konnte mir Lerches Antwort denken:
»Wenn du sie an anderen auslässt, dann schon!«
In dem Moment tauchte Kevin neben mir auf. »Weil ich grad nicht da war, oder was?«
»Nee, weil du da bist!«, entgegnete ich. Und wich nach rechts. Ich schob Maite zwischen Kev und mich.
»Katha, jetzt sei doch nicht so mies!«, bat mich Maite, »Und haltet mich vor allem da raus!“ Sie hob abwehrend die Hände und verschwand zu Elli und Kathi.
»Ach, ihr könnt mich …«, doch ich unterbrach meine Schimpftriade und fragte stattdessen: »Moment – welcher Tag ist heute? Mittwoch, oder?« Ich war ernst geworden, alle Wut und schlechte Laune war verflogen.
Lerche lugte kurz auf ihre Uhr, dann nickte sie.
»Verdammt!«, trotz der warmen Sonne bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen und meine Nackenhaare stellten sich auf.
Alle Farbe wich aus Birtes Gesicht, als sie leise sagte: »Acht Wochen … vor acht Wochen wurde das Mädchen umgebracht.«
»Und es ist schon wieder so still!«, bemerkte Maite mit unheilvoller Stimme.
Einen Moment standen wir alle still vor den Bänken. Dann bemerkte Lerche: »Das ist ja so – peinlich!«
»Ja, genau lasst uns was anderes machen!«, schlug Felix vor.
»Und was?«, fragte Elli.
»Wahrheit oder Pflicht!«, Felix wirkte begeistert.
»OK!«, Maite grinste.
»Nee, das ist mir jetzt aber echt zu doof!«, Birte haute ab, zu Mimmi, Caro und Miri.
Zum Glück blieben die anderen. Leider aber auch Kev.
»Machen wir mit Zitrone?«, wollte Kathi wissen.
»Nee, oder Lix?«, Lerche blickte zu Felix auf.
»Wenn du das willst …«, Lix schenkte Lerche einen fast liebevollen Blick.
»Wie süß!«, fand ich, jetzt wieder mit besserer Laune.
»Total schnuckelig!«, quietschte Elli übertrieben begeistert.
Einen Moment lang war alles still. Dann prusteten wir los.
»Kann ich anfangen?«, fragte Kev dann begierig.
Lix zuckte die Schultern. »Meinetwegen«, stimmte er zu.
»Wenn du unbedingt willst …«, seufzten Maite und Kathi.
Elli machte eine einladende Geste und meinte: »Bitte, mach!«
Ich ignorierte Kev geflissentlich. Daran würde er so schnell auch nichts ändern können.
»OK, was nehmen wir?«, wollte Maite flüsternd wissen, als Kev ein paar Meter weggegangen war.
»He, Moment!“, rief Lerche da. „Was nimmst du?«, sie drehte sich zu Kev.
»Pflicht!“, antwortete der sofort.
»OK, also was ganz Mieses!«, mit böse funkelnden Augen rieb ich die Hände aneinander.
»Was haltet ihr davon, wenn er Katha küssen muss?«, fragte Kathi.
»Wen willst du foltern?«, wollte ich wissen, »Ihn oder mich?“
»Beide!«, Elli grinste dümmlich.
»Vergesst es, Leute! Der würde sich freuen, wenn er mich küssen dürfte!«, erinnerte ich sie.
»Stimmt!«, pflichtete mir Lix bei.
Bevor ich etwas erwidern konnte, schlug Lerche ablenkend vor: »Was haltet ihr davon, wenn er Spuhle einen Zettel auf den Rücken kleben muss?!«
»Ja, das ist gut!«, fand Maite.
»Das ist viel zu lasch!«, beschwerte ich mich.
»Nein, das ist schon OK. Wir wollen ihn ja nicht zu Tode kriegen!«, widersprach Elli mir.
Ihr vielleicht nicht …, schoss es mir durch den Kopf, aber ich gab mich geschlagen: »Dann muss aber zumindest was total Mieses draufstehen!«, fand ich.
»Zum Beispiel?«, wollte Lix wissen.
»Öhm … "Nach der Schule rauche ich Kette und bin stolz drauf?" oder so …«, schlug ich vor.
»Ist das nicht ein bisschen überfies?«, fand Maite.
»Darum geht’s doch, oder etwa nicht?!«, entgegnete Elli.
Lerche nickte.
»Irgendwie schon«, bestätigte ich.
»Super, dann nehmen wir das!«, Lix winkte Kev zu uns. Der war mit wenigen langen Schritten wieder bei uns.
»OK, du musst Sprute einen Zettel auf den Rücken kleben.«, erklärte Lerche.
»Ihr habt sie doch nicht mehr alle!«, rief Kev aus.
»Das sagt der Richtige …«, murrte ich.
»Was?«, fragte Kev mit zusammengezogenen Augenbrauen.
»Äh, ich wollte nur sagen, dass es noch besser – oder schlimmer, je nach Blickwinkel – kommt: auf dem Zettel steht "Nach der Schule rauche ich Kette und bin stolz drauf"!«, ich kicherte, »Meine Idee!«
Kathi gab Kev, der anscheinend gar keinen Bock auf diesen Wahrheit-oder-Pflicht-Mist hatte, einen Zettel, auf dem der Satz stand, den ich ausgesucht hatte. Kev nahm ihn murrend und ging in Richtung Sprute. Mein Blick lag auf seinem Rücken und ich spürte, dass ihm mein Herz folgte, obwohl ich das nicht wirklich verstand. Doch mein Kopf sagte mir, dass er ein herzloses, eingebildetes Arschloch war, dem man nicht vertrauen durfte.
Mit unbeweglicher Miene beobachtete ich, wie Kev sich anstellte. Er umrundete Sprute unauffällig und lief dann "aus Versehen" in ihn rein, wobei Kev natürlich den Zettel loswurde. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber unser ehemaliger Religionslehrer schien aufgeregt zu sein.
Als Kev dann wieder zu uns zurückkam, brachen wir alle in Lachen aus, sogar ich.
»Der war echt nicht schlecht!«, gab ich noch immer außer Atem zu.
»Tja, das bin halt ich!«, entgegnete Kev mich mit blitzenden dunklen Augen und einem selbstgefälligen Grinsen.
Das erinnerte mich wieder daran, was für ein Arschloch er doch eigentlich war.
»Eingebildetes Arschloch!«, knurrte ich leise.
»Was hast du gesagt?«, wollte Kev wissen.
»Nix, nix …«, ich grinste ihn übertrieben freundlich an. Kaum, dass er einmal kurz wegblickte, schickte ich ihm einen tödlich fiesen Blick. Den bemerkte Kev aber doch, weil ich ihn nicht schnell genug wieder abstellen konnte.
»He, was hab ich dir getan? Ich nehm halt kein Blatt vor den Mund, wenn ich ein Mädchen will!«, rief er aus.
Das brachte mich dann doch irgendwie zum Lächeln. Er wollte mich …
Bevor ich etwas antworten konnte, fragte Lix: »He, Kev, wen nimmst du?«
»Immer den, der fragt!«, Kev blickte auffordernd seinen besten Freund an.
»Ich nehm Pflicht!«, grummelnd wollte Lix sich umdrehen, doch Kev hielt ihn zurück. Wir anderen hatten uns bereits einmal angeguckt. Die Blicke sprachen Bände: wir dachten in dem Moment alle das Gleiche.
»Wir wissen schon, was du machen musst!«, stellte ich grinsend fest.
»Du musst Lara küssen!«, erklärte Kathi begeistert.
»Auf den Mund!«, ergänzte Elli ein wenig gemein dreinschauend.
»Und das mindestens drei Sekunden lang!«, Maite grinste wie ein kleines Mädchen an Weihnachten.
An der Art, wie Lix und Lerche sich ansahen, sah man, dass ihnen die Idee sowohl Angst machte, als auch behagte. Die Gesichter der Beiden waren so cool, das war einfach nur lustig. Wir brachen natürlich in Gelächter aus, wobei ich Kev einen Moment lang fröhlich anstrahlte, irgendwie aus dem Unterbewusstsein heraus. Daraufhin stellte er sich neben mich und flüsterte: »Siehst du, so schwer ist es gar nicht, mich zu mögen!«
»Zu leicht, wenn du mich fragst!«, entgegnete ich leise, ohne das gewohnte Feuer der Verachtung. Oder zumindest mit weniger davon.
Dann blickten wir wie die Anderen auch zu unserem Liebespärchen. Lix sah nervös zu Lerche runter, stand nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Lerche wirkte etwas mutiger, sie lächelte leicht, doch auch in ihren Augen flackerte die Unsicherheit auf. Lix hob langsam eine Hand – sie zitterte heftig – und legte sie seiner Lerche auf die Wange. Danach folgte die Andere. Als Lix sich dann zu Lerche runterbeugte und sie ganz vorsichtig küsste, schlangen sich ihre Arme um seinen Hals. Es war ein richtig schöner Filmkuss.
Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, dass Kev sich mir zugewandt hatte und mich ansah. Ich erwiderte seinen Blick – irgendwas in seinen dunklen Augen ließ mich aufhorchen. Er wirkte einen kurzen Moment lang sensibel und verletzlich statt cool und unnahbar. Er kam mir gar nicht mehr soooo schlimm vor. Als er dann aber auf mich zukam, wirkte er wie ein Raubtier, das sich gleich auf seine Beute stürzen wollte, und das machte mir irgendwie Angst. Ich wich zurück, nur minimal, und zog leicht die Schultern hoch. Ich sah ihn auch nicht mehr an, sondern schaute zu Lix und Lerche, die anscheinend nicht mehr genug von einander bekommen konnten.
»He, Lix, es ist ja echt superklasse, dass du von unsrer Lerche nicht mehr genug bekommst, aber du musst dir noch einen aussuchen!«, erinnerte ich ihn frech.
»Oh, äh, ja, natürlich!«, Lix wurde rot wie eine Tomate, »Öhm … immer der, der fragt!«, antwortete er, bevor er sich wieder Lerche zuwandte.
Ich seufzte resigniert. Ein Schlag in die Magengrube. Der Junge war gut. »Gut, OK. Ich mach es, wie ihr wollt!«
In dem Moment lief Becker an uns vorbei. Er grüßte freundlich. Ein Mädchen aus der Neun – nee, sorry, sie war schon in der Zehn dieses Schuljahr – lief neben ihm her.
»Er ist total hot!«, seufzte ich, als Becker vorbei war.
»Wer, ich?«, fragte Kev frech.
»Nee, Becker!«, widersprach ich ihm. Als ob ich zugeben würde, dass ich ihn hot fand. Das gönnte ich ihm nicht.
»Ja, Katha verknallt sich immer in die neuen Lehrer!«, kicherte Elli.
»Du aber auch!«, konterte Maite.
Wir lachten, als Elli rote Ohren bekam.
Aber eigentlich war ich ja eher in den neuen Schüler …
»Ich glaube, dass du eher in wen anders bist!«, schon wieder stand Kev direkt neben mir. Und schon wieder war sein Blick plötzlich wieder so komisch anders. Sein Finger streifte meinen Handrücken.
»Vielleicht mehr, als du denkst …«, deutete ich geheimnisvoll an. Ich war irgendwie verlegen, fühlte mich ertappt. Es war ein seltsames Gefühl.
»He, Katha, was nimmst du denn jetzt?«, fragte Lerche und unterbrach damit diesen "romantischen Moment".
»Äh …«, ich schluckte. Was sollte ich nehmen? Egal was, die würden mich am Ende in ein Fettnäpfen schubsen. Also entschied ich: »Wahrheit!«
Ich entfernte mich ein wenig, und während "Bleeding Love" von Leona Lewis in meinen Ohren dröhnte, wurde mein Blick von Kev magisch angezogen. Ich wusste nichts mit meinen Gefühlen für ihn anzufangen. Ich sah immer wieder den weichen Blick vor mir. Und in der Pause war er so anders gewesen. Aber ansonsten war er ein Arschloch und ein Egoist. Ich war hin und her gerissen. Sollte ich ihm vertrauen oder …
»Katha, komm!«, rief Maite in dem Moment schon und winkte mich heran. Ich schaltete meine Musik aus und stellte mich wieder neben Kev. Wie zwei Magnete verlagerten wir unser Gewicht jeweils zum Anderen, sodass unsere Schultern sich kurz berührten. Oder eher meine Schulter gegen seinen Oberarm stieß.
»OK! Die Frage ist …«, Elli blickte zu Lerche.
»Du musst uns sagen …«, führte diese den Satz weiter.
»… auf wen du stehst!«, Lix grinste gewinnend.
Ein total dickes, breites und tiefes Fettnäpfchen. »Das ist … äh …«, ich suchte nach einer Lösung, man hätte mein Gehirn rattern hören können, »ein … ein Problem!« Ich zwang mich, nicht Halt in den dunkelbraunen Augen von Kev zu suchen. Aber ich hatte es tatsächlich in Betracht gezogen – ich verstand gar nichts mehr.
»Gib doch einfach zu, dass du auf mich stehst!«, forderte Kev mich auf. Irgendwie war seine Hand auf meinen Rücken gekommen. Ich musste zugeben, soooo unangenehm war das nicht mal. Aber um den Schein des Hasses zu wahren … ich wich zur Seite aus und schlug seine Hand weg. »Und selbst wenn – ich würd nur die Verpackung wollen, nicht den Jungen da drin!«, erklärte ich schnell, aber überzeugend. Wie ich dachte.
Aber anscheinend schlug das keine Wurzeln.
»Wer soll dir das denn abkaufen?«, wollte Elli wissen.
»Man sieht doch sofort, dass du auf ihn stehst!“, fand auch Kathi.
»Ach ihr könnt mich doch …«, ich setzte zur Schimpftriade an, aber Kev unterbrach mich: »Fahr die Anderen doch nicht so an! Die haben immerhin nichts gemacht. Ich wollte das wissen …« Seine Stimme, die am Anfang noch vorwurfsvoll klang, wurde am Ende leicht betreten.
Ich hob überrascht die Augenbrauen. So kannte ich ihn ja aber mal gar nicht. »Warum fragst du mich dann nicht einfach?«, wollte ich wissen.
»Das ist gar nicht mal so einfach. Außerdem hättest du es mir sowieso nicht gesagt!«, entgegnete Kev.
Ich nickte langsam. Das war wirklich so. »Zumindest hätt ich dir das nicht offen ins Gesicht gesagt«, stimmte ich ihm zu.
Die Pause endete in genau diesem Moment. Und in genau diesem Moment schenkte Kev mir zum ersten Mal ein echtes, freundschaftliches Grinsen.
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BeitragThema: Re: STORY: Mord im Archi   STORY: Mord im Archi EmptyDo Jan 27, 2011 4:38 am

Kapitel Drei
In der zweiten Pause dieses Tages hätte man meinen können, Kev und ich wären die dicksten Freunde. Wir hatten die ganze Stunde lang geflüstert, gekichert und "gestört", was uns beinahe einen Eintrag ins Klassenbuch gebracht hatte. Als wir mal wieder auf den Schulhof traten, um die Pause zu "genießen", waren wir gerade intensiv dabei, uns gegenseitig zu ärgern.
»Deine Mangas sehen viel zu abgerundet aus!«, fand Kev.
»Ja, und deine laufen blöd grinsend durch die Gegend!«, wehrte ich mich.
»Lieber blöd grinsend als abgemalt!«, konterte Kev geschickt.
»Leute!«, rief Lix in dem Moment genervt, »Könnt ihr euch eigentlich mal zusammenreißen?«
»Warum müsst ihr euch immer zoffen?«, beschwerte auch Lerche sich.
»Wir streiten gar nicht!«, entgegnete Kev.
»Genau! Wir führen eine angeregte Diskussion!«, stimmte ich ihm zu.
Maite schüttelte den Kopf: »Ihr spinnt total!«
Birte nickte und stimmte ihrer Zwillingsschwester damit zu, was recht selten geschah.
Auch Kathi war auf der Seite der anderen: »Eben habt ihr euch noch gehasst wie die Pest und jetzt seid ihr zusammen!«
»Wir sind nicht zusammen!«, riefen Kev und ich wie aus einem Mund.
»Und außerdem hasse ich ihn immer noch!«, ergänzte ich, während ich mit dem Daumen auf Kev deutete. Dafür jagte er mich bis zu den Bänken und kitzelte mich dann, als er mich gefangen hatte, ordentlich durch.
»Du bist fies!«, stieß ich, noch immer lachend und davon außer Atem, aus.
»Hasst du mich denn noch?«, fragte Kev, der ebenfalls außer Atem war, weil ich ihn ja selbstverständlich zurückgekitzelt hatte.
Ich zuckte die Schultern. »Neutral, würde ich mal sagen.«, ich blickte Lix und Lerche entgegen, die dämlichgrinsend, händchenhaltend und eng aneinander geschmiegt auf uns zu liefen.
»Lasst uns Wahrheit oder Pflicht weiterspielen!«, schlug Kathi vor.
»OK!«, Maite nickte begeistert.
»Darf ich dieses Mal mitmachen?«, fragte Birte.
»Klar!«, Kev grinste Birte an. Es verursachte einen Stich in mir – wieso bloß?
»Wen nimmst du?«, fragte Lerche.
»Ich nehme …«, ich dachte nach, unterbrach mich aber: »Erstmal das, was du nicht magst, glaub ich.»
Die anderen lachten.
»Verfressenes Stück!«, Maite lachte.
Lerche öffnete ihren Rucksack und kramte ein bisschen herum.
»Schnorrerin!«, Kev war hinter mir aufgetaucht. Einen Moment lang schwebten seine Lippen neben meinem Ohr, ein kleines bisschen geöffnet. Ich lauschte seinem Atem, dem warmen Rasseln, das seinen Lippen entwich. Und dann, nur drei Atemzüge später, zog er seine Lippen weg, ohne etwas gesagt zu haben.
Lerche reichte mir eine Dose mit Apfelschiffchen. Ich öffnete die Dose und blickte erwartungsvoll hinein. Da tauchten mehrere Hände in meinem Blickfeld auf und griffen nach den Äpfeln. Als sich die Hände dann zurückgezogen hatten, lag nur noch ein Apfelstück in der Dose. Ein minimal kleines Apfelstück.
Ich sah hoch. Jeder hat nur ein Apfelstück in der Hand, außer Kev. Der hatte drei Dicke in der Hand und war schon am Kauen. Er hatte mir tatsächlich das Frühstück weggenommen!
»Oaarh!«, stieß ich wütend aus, »Du mieses Arschloch!« Ich riss ihm die Apfelstücke aus der Hand. »Ich hab grade angefangen, dich zu mögen! Und dann nimmst du mir mein Frühstück weg! Du bist so … so … so …«, mir fiel einfach kein passendes Wort ein, »Egoistisch!« Aggressiv biss ich in ein Apfelstück. Klasse, das schmeckte dann auch noch nach Kev. »Kathi, mach du!«, ich machte eine wegwerfende Handbewegung. Dann setzte ich mich auf die Bank, mit mal wieder miserabler Laune. Es war noch kein gebrochenes Herz, was ich fühlte. Aber abgrundtiefe Enttäuschung und auch ein bisschen Traurigkeit. Diese Gefühle füllten das Loch aus, was mein zu Kev gegangenes Herz hinterlassen hatte. Warum ich so ausgerastet war? Ich hatte so was von keine Ahnung. Aber ich war wütend. Auf Kev.
»Och, Mensch, Katha! Jetzt komm wieder her!«, Elli winkte mich heran.
Aber ich hatte überhaupt keine Lust auf Kathi, die überhaupt keinen Bock drauf hatte, jetzt "Opfer" zu sein, Elli und Maite, die wie Kleinkinder rumalberten, auf Lix und Lerche, die flirteten wie zwei Turteltauben es nicht hätten besser machen können. Und schlussendlich hatte ich keinen Bock auf Kev, der die ganze Zeit komisch zu mir sah.
»Nee, ich hab voll keinen Bock mehr!«, winkte ich ab.
»Wegen mir?«, fragte Kev und stellte sich vor mich. Ich wandte den Blick von ihm ab, das nahm Kev als "Ja!". Was ja nicht falsch war. »Was hab ich denn getan?«, wollte er wissen.
»Du … du, du …!«, ich suchte nach einer Antwort, »Nein. Es liegt an mir. Ich bin verwirrt und muss nachdenken.«, gab ich zu. Zum Glück stimmte das irgendwie. Mir behagte die Idee nicht, ihn anzulügen.
»Vielleicht kann ich dir ja helfen!«, alles an ihm deutete darauf: er wollte knutschen.
»Nein, beim Knutschen kann ich leider nicht denken.«, lehnte ich ab, »Außerdem würde mein Kopf nicht zulassen, dass ich das tun würde.« Aber irgendwie amüsierte mich die seltsame Idee von Kev. Und noch mehr sein Gesichtsausdruck.
Kev war ganz offensichtlich enttäuscht. »Schade«, seufzte er und drehte sich um, um zu den Anderen zu gehen.
»Total schade«, murmelte ich trocken und mit finsterem Blick und zuckte mit der Augenbraue. Ich war fest entschlossen, hier allein sitzen zu bleiben. Bis ich meine Freunde im Kreis auflachen sah. Ich sprang auf und sprintete zu den Anderen. Ich drängelte mich zwischen Elli und Kev. Natürlich, schon wieder wurde ich an Kev gezwängt.
»Was haltet ihr davon, wenn wir sie voll blamieren?«, fragte Maite gerade.
»Ja, das ist gut!«, Birte deutete fingerschnipsend auf mich, »Du hattest da doch mal so eine komische Idee!«
»Äh, hatte ich?!«, mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte ich Birte an, mein Gehirn ratterte. »Achso! Ja! Das ChickenMcNuggetsHuhn!«, rief ich dann aus, als ich mich erinnerte.
»Ja, genau das!«, Elli klatschte in die Hände, »Lass uns das nehmen!«
»Und wo soll sie es machen?«, fragte Lerche.
»Im Direktorengarten, das hat dann voll den Kitzel!«, schlug Elli vor.
Maite und Birte holten Kathi und Lix nutzte die Chance, seiner Lerche einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Ein bisschen beneidete ich die Beiden ja. Sie schienen so glücklich
»OK, was hab ich zu tun?«, fragte Kathi schon sofort.
»Du musst das NuggetsHuhn machen!«, antwortete Elli begeistert.
»Das was?«, Kathi verstand gar nichts.
»Ja, das würde ich inzwischen auch gern wissen«, Kev blickte mich an.
»Ich auch!«, stimmte Lix den Beiden zu.
»Naja, Kathi, du musst wie so eine wahnsinnige mit deinen Armen wackeln, als wären es Flügel, und dann musst du "Ich liebe ChickenMcNuggets!" rufen«, ich kicherte. Als Kev zu einer Frage ansetzte, unterbrauch ich ihn: »Nein, ich mache es nicht vor!«
Kev schürzte enttäuscht die Lippen.
»Oh nein!«, ächzte Kathi. Sie starrte uns entsetzt an: »Das wollt ihr mir nicht antun, oder?«
»Doch, aber so was von!«, Birte grinste.
»Aber Kev hätte das rein theoretisch auch machen können!«, ergänzte ich. Dafür wurde ich selbstverständlich einer immensen Kitzelattacke unterzogen.
Während ich noch keuchte, drängte Elli schon: »Los, Kathi, mach schon!«
»Oh, das wird soooo cool!«, Lerche klatschte aufgeregt in die Hände.
»Aber so was von!«, freute Maite sich.
Wir gingen los und zogen Kathi mit uns mit.
»Leute, ich find das so dermaßen scheiße von euch, dass ich diese … dieses … diesen bekloppten Hühnertanz für euch machen muss! Das ist doch – mies!«, beschwerte Kathi sich lauthals.
»Das war alles Kathas Idee!«, verteidigte Birte sich und zeigte auf mich.
Entsetzt sah ich sie an. »Was?! Meine Idee?!«, wiederholte ich ihre Worte. »Nee, das kannst du dir abschminken! Ich hab mir das mal ausgedacht, aber die Idee, das zu benutzen, kam von dir!«, bei dem letzten Wort piekste ich mit meinem Zeigefinger in die Luft zwischen ihr und mir.
»Super! Du hast mich aber erst drauf gebracht!«, konterte sie.
»Klar, wie das denn bitteschön?«, wollte ich wissen, »Bin ich wie wild durch die Gegend gehüpft und hab Hühnchen gespielt, oder was?« Bei dem Gedanken musste ich ein wenig lachen.
»Nein, du hast das früher mal erzählt und …«
»Meine Fresse, Birte! Katha!«, unterbrach Lix uns.
»Hört doch mal auf zu streiten!«, bat Lerche uns aufgebracht.
»So geht das bei Birte und mir auch immer ab!«, erklärte Maite, aber niemand schenkte ihr Beachtung.
»Lass die Zwei doch!«, winkte Kev gechillt ab, »Wenn Katha sich an Birte auslässt, ist sie zu mir gleich lieber!«
Ich lachte humorlos: »Ja klar. Wenn ich irgendwann einmal lieb zu dir sein sollte, kriegst du ein KitKat.«
»Oh, OK, cool!«, Kev blinzelte fröhlich zu mir runter. »Freunde?«, fragte er.
Ich zögerte einen Moment, seufzte innerlich. Sollte ich es machen, mich mit ihm "verbünden" oder "versöhnen" oder was auch immer? Es hatte ja gewisse Vorteile … aber die Nachteile …
»OK.«, entschied ich, »Freunde« Irgendwie war es ein cooles Gefühl. Ich brauchte mich nicht mehr dafür zu schämen, wenn ich vor anderen so tat, als sei er ein Freund von mir – jetzt war er es.
Aber die Genugtuung gönnte er mir nicht: »Ha! Jetzt krieg ich ein KitKat!« Ohne zu wissen, was ich tat, packte ich ihn mit einer Hand im Nacken und zog ihn zu mir runter. In meinem Kopf hatte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Strategie entwickelt. Kev dachte wohl, ich wollte ihn küssen, denn er legte den Kopf leicht schief, senkte die Lider halb über seine Augen und öffnete etwas die Lippen. Aber Ich flüsterte nur in sein Ohr: »Pass bloß auf, Kurzer! Mit mir spielt man nicht gefahrlos!« Ich kniff ihm in den Nacken, nicht zu locker und mit scharfen Fingernägeln.
Kev zuckte zurück und rieb sich den Nacken. »Ich krieg dich schon noch, kleines Mädchen!«, warnte er mich – oder war es ein Versprechen? Aber in dieser leisen, dunklen Stimme mit dem leichten Akzent lag ein drohender Unterton.
»Willst du mir drohen?«, fragte ich mit prüfendem Blick.
Aber in dem Moment erreichten wir die Direktorenkurve. Unsere Gespräche verstummten, alle blickten aufmerksam Kathi an.
»Ab in die Höhle des Löwen.«, murmelte sie und stolperte dann den kleinen Abhang runter. Dort mimte sie das NuggetsHuhn.
Ich kriegte einen Lachkrampf.
Lerche und Lix stützten sich gegenseitig, um nicht vor Lachen umzukippen.
Kev grinste und stieß einige Lacher aus.
»Ist das cool!«, fand Maite kichernd.
»Lauter!«, rief Birte.
»Ich hör nichts!«, neckte Elli sie.
»Ich liebe ChickenMcNuggets!«, rief Kathi immer lauter, »Ich liebe ChickenMcNuggets! Ich liebe ChickenMc … WAAAAAH!!!“
Ich riss die Augen auf, alle Farbe wich aus meinem Gesicht. Mein Lachen blieb mir im Hals stecken. Dieser schrille Schrei … Dann riss ich mich aus meiner Starre, rannte los und sprang den Abhang runter, durch das Gebüsch, nur um dahinter taumelnd und doch zugleich wie angewurzelt stehen zu bleiben.
Dieses Mal lagen da zwei Mädchen im Gras. Die Eine war Kathi – sie war soeben bewusstlos zusammengebrochen. Das andere Mädchen hatte verwuselte Haare, zerrissene Klamotten und eine seltsam verdrehte Körperhaltung. Ich kannte sie schon. Aber was hieß schon? Ich kannte sie gut. Sie war in der Damenmannschaft meines Vereins gewesen und wir hatten uns gut verstanden.
Ich taumelte und war echt verdammt dankbar, dass Kev in dem Moment hinter mir auftauchte und mich in seine Arme schloss. Ich drückte mein Gesicht in das schwarze Hemd mit den dunkelgrauen Nadelstreifen, das dem Jungen so gut stand. Dann, nach minimal kurzer Zeit des Trostes in seinen Armen, löste ich mich von Kev.
»Danke«, wisperte ich, bevor ich mich umdrehte und dem toten Mädchen die leer starrenden Augen schloss. Punkte tanzten vor meinen Augen, mein ganzer Körper zitterte. Das, was mich vor den Ferien relativ kalt gelassen hatte, sorgte jetzt dafür, dass ich fast zusammenklappte.
Vierer kam angelaufen und blieb vor mir stehen. »Wer ist denn jetzt tot?«, fragte er und blickte von Kathi zu der Toten und wieder zurück.
Kev trat neben mich. »Kathi ist "nur" bewusstlos. Sie ist zusammengeklappt, als sie die Tote gesehen hat.«, Kev deutete jeweils auf das gemeinte Mädchen, »Und Katha tut das auch gleich!« Er legte mir eine Hand auf die Schulter.
»Tu ich gar nicht!«, wehrte ich mich aufmüpfig, »Ich brauch eine Cola, dann geht’s mir wieder bestens!«
»Dann hol dir die!«, ordnete Vierer an, sein Ton erlaubte keinen Widerspruch, »Junge, geh mit Katharina mit. Heute werdet ihr aber hier bleiben müssen, Aussagen abgeben!«
»He, wartet mal!«, Birte kam mit besorgtem Gesichtsausdruck angelaufen, »Wo ist Maite?« Obwohl sich die Zwillinge sonst nie übermäßig gut verstanden, machte Birte sich trotzdem jetzt heftige Sorgen.
Lix und Lerche kamen aneinandergedrückt dazu. »Die ist eben dahin abgedampft«, Lix deutete ins Gebüsch. In dem Moment kam Maite dann auch schon wieder.
»Gott sei Dank!«, seufzte Birte leise und lief auf ihre Schwester zu, um ihr eine Standpauke zu halten.
»Lara, kümmer du dich um Katharina.«, Vierer deutete auf Kathi.
Lerche nickte, setzte sich zu Kathi und bettete Kathis Kopf in ihrem Schoß.
»Komm!«, Kevs Hand legte sich sachte auf meinen Rücken und schob mich an. Seine Stimme war ganz sanft, hatte fast einen hypnotisch-beruhigenden Klang.
»Oh Mann, das hab ich ja noch nie erlebt!«, seufzte ich erschöpft.
Ich dankte Kev innerlich, dass er seinen Arm stützend – oder schützend? – um meine Taille legte. »Ich dachte, du hättest das erste Mädchen auch gefunden.«
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, nur ganz leicht. »Letztes Mal war alles wie im Nebel. Ich war total professionell. Aber hier … ich hab das Mädchen gekannt, weißt du. Das geht mir grad so richtig unter die Haut.«, erklärte ich leise.
»Sag mal, dieses "Anmichgeschmiege" – willst du was …«
Ich war in dem Moment zu erschlagen, um ihm böse zu sein. »Tu mir einen Gefallen, Kev, und mach mein kleines Vertrauen zu dir nicht kaputt. Lass uns fürs Erste einfach nur Freunde sein, ja?!«
»Aber Freunde laufen nicht eng aneinandergedrückt durch die Gegend.«, erinnerte Kev mich.
»Dann sind wir halt eine neue Art Freunde.«, winkte ich ab und löste mich von ihm, um die Treppenstufen zur Pausenhalle hochzueiern.
Kev sah mich überrascht und neugierig zugleich an. »Was denn für Freunde?«, wollte er wissen, als er mir 1,20€ in die Hand drückte.
»Oh, danke. Naja, wir sind halt noch nicht zusammen, aber Freunde sind wir auch schon nicht mehr.«, erklärte ich und schob die Münzen in den Getränkeautomat, »BF mit Zukunft oder so«
Kev dachte kurz darüber nach, dann nickte er anerkennend. »Cool, die Vorstellung gefällt mir.«
Ich bückte mich, um die Cola aus dem Automat zu nehmen. In dem Moment schallte eine Durchsage durch die Schule – ich zuckte zusammen und stieß mir den Kopf.
»Wegen eines grauenhaften Vorfalls«, sagte Herr Ross, der stellvertretende Direktor, durch die Lautsprecher, »Wird die Schule vorübergehend geschlossen. Bitte verlasst sofort das Schulgelände und bewahrt Ruhe. Außer diejenigen, die die Leiche gefunden haben, die sollen sich schnellstmöglich in den Schutz der Polizei begeben.“
Ich rieb mir noch mal über den Kopf, dann öffnete ich die Cola und trank. Als die Ansage zu Ende war, murmelte ich: »Oh, na klasse!«
»Was soll’s. Komm, wir gucken, was draußen abgeht.«, Kev nahm die Cola, die ich ihm hinhielt und trank mit in den Nacken gelegtem Kopf. Fasziniert beobachtete ich seinen Adamsapfel, der bei jedem Schluck auf und ab hüpfte.
Vielleicht sollte ich ihm einfach vertrauen. Mich in seine Arme fallen lassen und ihm zeigen, wie sehr ich ihn mochte. Aber ich glaub, ich könnte es bei ihm nicht so gut wegstecken wie bei Leon, wenn das eine Niete werden würde.
Wir gingen raus und erschraken, als wir das Aufgebot von fünf Polizeistreifenwagen, zwei KriPo-Wagen und zwei Krankenwagen sahen.
»Halleluja.«, stieß ich aus.
»Haben wir ein Mädchen gefunden oder ist hier einer, der Amok laufen will?«, fragte Kev leise zu mir runter.
»Keine Ahnung. Ich würde fast sagen, beides.«, antwortete ich ein bisschen verwirrt.
Dann erspähten wir Kathi, sie saß benommen an einem Krankenwagen. Schnell gingen wir zu ihr.
»Hey Kathi! Alles gut?«, fragte Kev.
»Wie geht’s dir?«, wollte ich besorgt wissen.
Kathi deutete leicht auf die Cola. „Darf ich?“ Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, verkündete sie mit ihrem trockenen Galgenhumor: „Ich spiele nie wieder Wahrheit oder Pflicht!“


Zuletzt von David McGregor am Do Jan 27, 2011 4:39 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: STORY: Mord im Archi   STORY: Mord im Archi EmptyDo Jan 27, 2011 4:39 am

Kapitel Vier
Eine viertel Stunde später saßen wir – alle außer Kathi – in unserem bis auf uns und zwei Kommissare leeren Klassenraum. Die beiden Kommissare waren wohl mit dem Fall beauftragt worden und leiteten den jetzt. Der eine war schon etwas älter, vielleicht vierzig, fünfzig oder so. Er hatte eine Glatze und graubraune Haare an den Seiten seines Kopfes. Er hatte warme graue Schweinsaugen und trug braune Kordhosen und ein braunweißgestreiftes Hemd. Sein Name war Reinhardt. Also, sein Nachname.
Die Andere – ja, eine Kommissarin – war eindeutig noch recht jung, nicht älter als 35. Sie war recht klein und sehr schlank. Ihr Gesicht war markant, die Nase gerade, die Lippen schmal. Und ihre blonden Haare waren zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Eine Strähne hatte sich daraus gelöst und schaukelte nun unruhig vor einem ihrer braungrünen Augen. Sie hieß Winter.
»OK, erklärt mir bitte einer von euch mal, wie das im Juli abgelaufen ist.«, bat Winter uns und bedeutete Reinhardt, mitzuschreiben. Der rückte eben seine Lesebrille zurecht, dann nickte er uns zu.
»Also, es war so: Wir waren wie immer auf dem Sportplatz, ausnahmsweise mit so zwei Typen aus der C, unserer Parallelklasse. Wir haben halt gelabert und gewitzelt. Und dann hat Shimon, einer der besagten Jungs aus der C, das Mädchen gesehen. Das war total der Schock. Die lag so komisch da und alles …«, erzählte Lerche. Am Ende stockte sie ein bisschen. Lix legte ihr einen Arm um die Schultern.
»Hm, OK.«, Winter wartete, bis Reinhardt fertig geschrieben hatte, »Dann erzählt doch jetzt mal, wie das dann heute war.«
»Es war ähnlich«, begann ich nach einer kurzen Stille, »Wir waren halt auf dem Sportplatz. Um genau zu sein haben wir "Wahrheit oder Pflicht" gespielt. Und dann musste Kathi – unsere Freundin, die die zusammengebrochen ist – was im Direktorengarten machen. Und dann hat sie das Mädchen entdeckt.«
Winter beobachtete uns skeptisch, fast eine Minute lang war nur der Atem von uns und den Kommissaren und eine Zeit lang noch das Kratzen des Stiftes auf dem Papier zu hören.
Dann: »Und wie habt ihr euch dabei gefühlt? Wie war das für euch?«
»Wir haben beide Male nichts gesehen, nichts gehört. Jedes Mal war da nur so eine Vorahnung. Weil es irgendwie anders war. So still. Als würde die Natur wegen den Untaten von den Menschen die Luft anhalten. Die Vögel verziehen sich und selbst die Schüler sind leise. Dann ist das schon irgendwie komisch. Aber wir haben uns nichts dabei gedacht. Beide Male war es Zufall …«, ob Kev das glaubte, was er sagte, war nicht zu erkennen.
»OK, danke, Kinder.«, Winter zuckte mit dem Mundwinkel – ein Lächeln?
»Eure Personalien haben wir ja jetzt. Ihr könnt dann auch nach Hause gehen.«, erklärte Reinhardt.
Wir sahen uns alle sekundenlang an. Jeder dachte das Gleiche. Das konnte man erkennen, als wir alle unsere Blicke auf die Polizisten richteten.
»Können wir Ihnen nicht helfen?«, platzte Kev raus.
»Wir könnten hier für Sie alles im Auge behalten!«, schlug Elli bekräftigend vor.
»Dann brauchen Sie nicht so viele Kommissare hier drauf ansetzen!«, stimmte Lerche den beiden zu.
»Und das würde dem Mörder weniger Aufmerksamkeit zukommen lassen.«, erinnerte Lix.
»Und das ist doch ziemlich wichtig bei Ermittlungen, oder nicht?!«, redete ich auf die Erwachsenen ein.
»Nein, da wäre viel zu gefährlich.«, schnitt Winter unser Gerede ab.
»Vor allem für euch Mädchen«, stimmte Reinhardt seiner Kollegin zu.
»Die beschützen Lix und ich schon«, winkte Kev an, erstmal voll auf den Putz hauend.
»Haltet euch daraus, klar? Wir machen unsere Arbeit und ihr lasst das sein, was auch immer ihr machen wollt!«, unterbrach Winter Lix, bevor der auch nur einen zustimmenden Laut von sich geben konnte.
»OK, machen wir«, sagte Maite ernst. Wir anderen nickten.
»Wirklich, das ist nichts für euch. Ich weiß, dass das furchtbar interessant sein muss, aber lasst es echt sein.«, Reinhardt fixierte jeden von uns noch einmal prüfend, bevor beide Kommissare uns noch die Hand gaben, bevor sie uns aus dem Klassenraum und aus der Schule scheuchten.
Wir sahen uns alle an, kaum dass wir aus dem Blickfeld der Ermittler waren. Und schon wieder stand für uns fest, dass wir uns einig waren. Niemand würde die Finger vom Fall lassen. Wir waren mittendrin, da konnte uns niemand wieder rausholen.
»Boa, ey, jetzt brauch ich ein Eis!«, ächzte ich, kaum dass wir das Schulgelände verlassen hatten.
»Das ist doch nicht gut für deine Figur!«, erinnerte Maite mich.
»Sie hat heute glaub ich genug Kalorien abgebaut, um sich jetzt ein Eis gönnen zu können.«, meinte Kev. »Und außerdem kann man daran nichts verpfuschen.«
Ich nickte zustimmend zum ersten Kommentar. Über den Zweiten stutzte ich.
»Lass Katha doch.«, fand auch Birte zu Maite, »Ich find die Idee gut.«
»Wir können doch zu Pablo gehen!«, schlug Lerche vor. Pablo war der Inhaber vom "Pablo's", dem besten Eiscafe der ganzen Stadt. Wir waren dort Stammkunden.
»Ich hab aber kein Geld bei!«, warf Elli ein.
»Kein Problem«, winkte Lix ab, »Wir leihen dir was.«
»Hm, OK. Könnt aber dauern, bis ihr’s wieder kriegt.«, meinte Elli.
»Hört sich so an, als ob du nicht mit wolltest.«, fand Maite grinsend.
»Und es ist doch egal, wann wir das Geld wieder kriegen«, erklärte Lerche.
»Jup. Hauptsache wir kriegen’s wieder.«, stimmte ich ihr zu.
»Hey, warum bist du eigentlich grad kurz weg gewesen?«, fragte Lix Maite, als wir den Weg in die Stadt einschlugen.
»Das erzähl ich euch gleich«, wich Maite aber aus, »Ich will jetzt erstmal wissen, was zwischen euch beiden läuft.« Sie sah dabei Kev und mich direkt an.
»Genau, Kev, Katha, was läuft zwischen euch?«, wollte auch Birte wissen.
»Öh …«, Kev blickte fragend zu mir.
Als ob ich mehr dazu sagen könnte. Geschweigedenn eine Ahnung von meinen Gefühlen hatte. »Das zwischen uns ist … wir sind … äh … naja …«, stotterte ich.
»Freunde mit Zukunft. Wir sind Freunde mit Zukunft!«, beendete Kev meinen Satz.
Ich nickte nur. Hatte ich immerhin eben vorgeschlagen.
Elli verstand aber anscheinend nicht, was damit gemeint war. Sie zog die Augenbrauen hoch und sah uns zweifelnd an.
»Bitte was seid ihr?«, fragte auch Lerche.
»Naja, äh …«, Kev sah zu mir. War ja mal wieder klar - zuerst das Maul aufreißen und dann nicht erklären können.
»Ganz einfach. Derzeit sind wir nur – in Anführungszeichen – Freunde. Aber das könnte sich recht schnell ändern.«, erklärte ich.
»Und dann hasst ihr euch, oder was?«, hakte Birte nach.
»Nein.«, inzwischen hatte auch Kev verstanden, was ich meinte.
»Es könnte passieren, dass wir innerhalb der nächsten Tage und Wochen zusammen kommen«, führte Kev seine Antwort weiter. Wir grinsten uns an.
»OK, dann wäre das geklärt«, beendete Lerche das Thema.
»Weiter im Text: ich find’s scheiße, dass die uns aus dem Mordfall raushalten wollen.«, meinte Kev.
Elli nickte. »Wir sind da schon voll drin und so.«
»Ja, wir haben die ja auch alle gefunden.«, stimmte Maite den Beiden zu.
»Ich finde ja, wir sollten auf eigene Faust was unternehmen«, schlug Kev vor.
»Ach ja, und was?!«, wollte Birte wissen.
»Keine Ahnung«, Kev zuckte die Schultern.
»Ganz einfach – wir müssen ermitteln!«, meinte ich.
»Und wie das? Der Schulhof wird von Polizisten nur so wimmeln!«, erinnerte Lix mich.
»Ja, aber auch von neugierigen Schülern«, erklärte Lerche.
»Und wir schlüpfen in die Rolle der neugierigen Schüler«, führte ich Lerches Erklärung weiter.
»Ja, gute Idee«, fand Kev, »Dann fallen wir nicht auf.«
»Euch ist aber schon bewusst, dass uns das nicht weiterhilft, oder?!«, erinnerte Lix uns.
Elli verdrehte die Augen. »Uns fällt schon was ein.«
»Klar, wir wissen ja auch ganz genau, was man in so einem Fall machen muss.«, Maite verzog das Gesicht.
In dem Moment erreichten wir dann das Pablo's.
»Wo setzen wir uns hin?«, fragte Lix.
»Nach draußen!«, schlug Lerche vor.
»Och nee!«, nörgelte Maite.
»Eben doch!«, fand Birte.
»In die Sonne!«, meinte ich.
»In den Schatten, sonst geh ich tot!«, widersprach Kev.
»Ja, Kev hat recht!«, fand Elli.
»Es heißt sonst geh ich kaputt!«, berichtigte Lerche ihn.
»Wenn du dir auch immer dunkle Sachen anziehst!«, meckerte Birte.
»Ich würd ja auch in die Sonne!«, Lix zuckte die Schultern.
Ich hob eine Augenbraue.
»Ich will aber rein!«, nörgelte Maite.
»Ich sag das so, wie ich will!«, sagte Kev, »Und ich trage auch, was ich will!«
»Halt die Klappe, Maite!«, rief Birte.
Die andere Augenbraue folgte der einen.
»Halt du sie doch!«, entgegnete Maite.
»Warum soll sie die Klappe halten?«, fragte Elli Maite.
»Ach, mach doch!«, winkte Lerche genervt ab.
»Gehen wir jetzt in die Sonne oder in den Schatten?«, wollte Lix wissen.
»Verdammt, seid doch mal ruhig!!!«, regte ich mich auf. Seltsamerweise hörten sie auf mich – sie sahen mich alle verdattert an und unterbrachen sich. »Ich würde vorschlagen, dass wir diesen Tisch hier nehmen – halb in der Sonne, halb im Schatten. Maite, Kev, Lix, ihr könnt euch in den Schatten setzen und Lerche, Birte und ich bleiben in der Sonne.«
»Oh«, machte Kev.
»Keine schlechte Idee.«, fand Lix.
»So machen wir’s!«, Birte ergatterte sich einen Stuhl am Tisch.
»Hey, Maite – was wolltest du jetzt eigentlich erzählen?«, fragte Elli, kaum dass wir alle saßen.
»Also, ich hab was gesehen. Etwas bestimmt Wichtiges.«, begann Maite zu erzählen, »Und zwar ist da doch dieser Wall mit den Büschen drauf. Wo wir immer drauf geguckt haben, ob ein Lehrer kommt«
Wir nickten, jeder wusste, was sie meinte.
»Naja, und da hinter standen halt zwei Männer. Zuerst hab ich sie nicht erkannt, aber dann hab ich gesehen, dass es Sonnenschein und Schmidt -« Sie unterbrach sich, denn in dem Moment kam die Bedienung:
»Habt ihr schon gewählt?!«, fragte das Mädchen freundlich.
»Ja, ich nehm ein Banana Schokosplit.«, erklärte Kev sofort.
Lix: »Ich hätt gern den Erdbeertraum«
Lerche: »Für zwei, bitte.«
Maite: »Vanille mit Schokosoße!«
Birte: »den Exotischenfrüchtetraum hätt ich gern!“
Und Elli und ich gleichzeitig: »Einmal Spaghettieis mit Kiwisoße, bitte« Wir sahen uns an und lachten, währenddessen fasste die Kellnerin zusammen:
»Also einmal Banana Schokosplit für dich, einen Erdbeertraum für zwei, einmal Vanilleeis mit Schokosoße, einen Exotischen Früchtetraum und zwei Spaghettieis mit Kiwi. Richtig?«
Wir nickten. Kaum war sie weg, redete Maite weiter: »Naja, auf jeden Fall waren da Schmidt und Sonnenschein. Und die haben total heftig gestritten. Eigentlich komisch, dass ihr das nicht gehört habt. Ich hab nicht alles verstanden, aber es ging darum, was der Eine dort machte, wo grad das Mädchen gefunden wurde.«
»Oh Mann«, Lerche schüttelte den Kopf, »Damit sind die Beide verdächtig.«
»Wieso? Dann wären wir ja auch verdächtig, weil wir uns da rum getrieben haben.«, meinte Kev.
»Womit so ziemlich die ganze Schule verdächtig wäre.«, stimmte ich ihm zu.
»Ja, aber die beiden -«
Das Eis kam. Wir unterbrachen die Unterhaltung und stürzten uns darauf. Doch kurz danach schon ging es weiter.
Birte stach mit dem Löffel in die Luft. »Also, ich finde wir sollten uns nicht abdrängen lassen.«
»Genau«, Maite nickte und lutschte weiter auf ihrem Eis herum.
Kev schluckte einen Bissen runter. »Wenn die uns nicht einbinden, dann machen wir das halt selber.«
»Wow«, neckte ich ihn, »Ein grammatikalisch richtiger Satz!«
»Nicht vom Thema ablenken!«, sagte Lix streng.
»Also hast du Sonnenschein und Schmidt gesehen?«, hakte Elli nach.
Maite nickte.
»Am Ende war es immer der Gärtner.«, erinnerte ich mich an den Satz, den mir meine Mutter einmal beigebracht hatte, »Oder der Hausmeister. Je nach Situation.«
»Also glaubst du, Schmidt war es?«, wollte Birte wissen.
»Ja, das glaub ich«, antwortete ich.
»Sonnenschein würd ich das auch nicht zutrauen«, verkündete Maite.
Da hob Lerche, die die letzten Minuten ziemlich in Gedanken versunken gewesen war, den Kopf. »Ist Becker nicht in der ersten Pause mit der Toten rumgelaufen?!«
Ich zog die Augenbrauen zusammen und überlegte.
»Nee, oder?«, Birte sah uns der Reihe nach an.
»Nein, ich glaub nicht.«, ich schüttelte den Kopf.
»Da musst du dich verdacht haben.«, stimmte Kev mir und Birte zu.
»Doch, überlegt doch mal:«, Elli schlug sich auf Lerches Seite, »Sie hatte die gleichen Haare, die gleichen Klamotten …«
»Darauf achtest du?«, unterbrach Birte sie.
Und Lix meinte: »Ich glaub schon, dass das das Mädel war, ich bin aber nicht sicher.«
Lerche steckte entschlossen ihren Löffel in ihr Eis. »Ach, das ist doch vollkommen sinnlos, was wir hier verzapfen. Und selbst wenn, wir haben doch eh keine Beweise!«
»Natürlich haben wir Beweise!«, entgegnete Elli. Sie begann, an ihren Fingern aufzuzählen: »Sonnenschein vor dem Mord mit dem ermordeten Mädchen. Und …« Irritiert starrte sie auf ihre Finger, als sie begriff, dass es nur ein Beweis war.
»Und?«, Lerche blickte skeptisch.
»Und Sonnenschein im Direktorengarten, als er sich mit Schmidt gezofft hat!«, warf Maite ein.
»Aber das spricht doch alles für Sonnenschein!«, erwiderte ich, »Und so ein derbst cooler Lehrer kann einfach kein Mörder sein!«
»Und außerdem ist es am Ende doch immer der - Hausmeister!«, wiederholte Birte mein Argument von eben.
»Genau! Becker - oder Sonnenschein oder wie auch immer - kann es nicht gewesen sein!«, meinte Kev. Er sprach mit vollem Mund - ekelhaft.
Elli gab sich geschlagen. »Wenn ihr meint …«, murrte sie.´
Maite aber schlug vor: »Also, ich würd ja mal sagen, wir gehen erstmal auf Spurensuche. Und dann gucken wir weiter.«
Lerche seufzte resigniert. »Naja, wenn ihr meint …«, aber sie schien nicht wirklich überzeugt.
Lix schaufelte wie ein Wahnsinniger Eis in sich rein. »Das ist so was von total lecker!«, meinte er.
Wir lachten auf.
»Einen Tannenbaum hab ich auch schon!«, ich schüttelte lachend den Kopf.
»Hö, was?!«, Lix löste seinen Blick von dem Erdbeereis und starrte mich irritiert an.
»Frei improvisiert: auffällig unauffälliger Themenwechsel.«, erklärte ich grinsend.
Kev schenkte mir einen zweifelnden Blick aus dunklen Augen unter hoch erhobenen Augenbrauen. »Hast du noch mehr so Sprüche?«, wollte er wissen.
Ich nickte begeistert. »So einige!«
»Und zwar?«, wollte Maite wissen.
»Äh … öhm …«, gehetzt suchte ich nach einem Spruch. Natürlich - mir fiel mal wieder keiner ein!
»Ooouuuh!«, machte Elli lang gezogen. Ein gewinnendes Grinsen lag auf ihren Lippen.
»Das ist hart!«, Lix lachte.
»Wie immer komplett unvorbereitet!«, machte Maite sich über mich lustig.
Ich nahm es ihr nicht übel. »Wenn's spontan kommt, kann man nicht vorbereitet sein.«, entgegnete ich.
»Da, da! Sie hat einen Spruch! Sie hat einen!«, freute Birte sich. Sie hüpfte auf ihrem Stuhl auf und ab und zeigte fingerschnipsend auf mich.
Ich hatte mir so eben einen riesen Löffel Eis in den Mund geschaufelt. Dadurch konnte ich ja nicht reden, aber mir gelang ein fettes Grinsen.
Und dann war es plötzlich still an unserem Tisch.
»Kathi würde sich jetzt furchtbar aufregen.«, stellte Lerche niedergeschlagen fest.
Ich schluckte. Kathi fehlte, ihr Platz war leer, wenn auch nur für einen Tag. Es war komisch, dass sie nicht da war. Fast gruselig.
Kev schien zu spüren, was ich fühlte. Er griff unter dem Tisch nach meiner Hand und drückte sie kurz. Selbst diese tröstende Geste sorgte dafür, dass es mir warm wurde. Meine Härchen stellten sich kurz auf und mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich stand kurz davor, meinen Gefühlen nachzugeben. Ich stand direkt vor der Kante, wenn auch nur ein Stein abfiel, würde ich stürzen.
»Aber sie würde nicht wollen, dass wir Trübsal blasen.«, munterte Lix uns auf.
»Eindeutig nicht!«, stimmte Maite ihm zu.
Ich setzte mich grade hin. Das Gefühl, dass in der Clique was fehlte, ignorierte ich einfach.
»Also«, Birte atmete tief durch, »Wir müssen Beweise sammeln.«
»Nur wie?«, wollte Elli wissen.
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